Die wichtigste Kenngröße, um den Fitnesszustand eines Person zu beurteilen, ist nicht sein Gewicht, sondern sein Körperfettanteil. Ganz gleich ob Fotomodell, Profi-Athlet, Bodybuilder oder Hollywood-Schauspieler: All diese Menschen verfolgen ihren Körperfettanteil penibel und richten ihre Kalorienzufuhr gezielt darauf aus. Wie viele Refeed-Days habe ich pro Woche? Wie viel Kilogramm darf ich in einer Woche maximal zu- bzw. abnehmen? Wann starte ich das „Cutting“ und wann das „Bulking“? Hier ist das Problem: Diese Fragen sind ohne regelmäßige Messung unmöglich zu beantworten. Ohne Körperfettmessung formt man seinen Körper quasi im Blindflug. Wer nur auf das Gewicht achtet, läuft Gefahr, die unendlich wichtige fettfreie Masse (Muskeln, Sehnen, Knochen etc) erst gar nicht aufzubauen oder im schlimmsten Fall sogar zu verlieren. Genau aus diesem Grund habe ich mir die Withings Body+ gekauft. „Das Teil ist schweineteuer“, sagte ich mir. „Das wird wohl halbwegs gut funktionieren.“ Denkste! Warnung: Die Waage ist eine dreiste Datenkrake Um die Waage überhaupt benutzen zu können, muss man sich erst einmal die dazugehörige App herunterladen. Anschließend erstellt man sich ein Profil, bei dem ich jedem nur raten kann, so viele Fake-Angaben wie möglich zu machen. Wozu braucht eine Waage beispielsweise meinen vollständigen Namen? Die App funktioniert außerdem nur, wenn man eine Standorterfassung erlaubt. Sinn? Für den Nutzer sicherlich keinen. Für das Unternehmen sind solche Daten natürlich Gold wert. Ich finde hier wird eine Grenze überschritten, die ich bei einer Waage nicht überschreiten möchte. Thema Präzision - teuer ist gleich gut. Oder? Als Referenz bei der Erfassung des Gewichts dient mir eine recht alte Soehnle Personenwaage. Die genaue Modellbezeichnung weiß ich nicht und es steht auch nicht dran. Diese Waage hat mich damals 20 oder 30 Euro gekostet. Jedenfalls ist diese Soehnle-Waage ziemlich deckungsgleich mit der analogen Profi-Waage in meinem Fitnessstudio und daher vertraue ich ihr auch. Wenn ich dreimal hintereinander auf diese alte Waage steige, kriege ich dreimal hintereinander das selbe Ergebnis. Wenn ich dreimal hintereinander auf die Withings Body+ steige, kriege ich drei verschiedene Ergebnisse. So viel dazu. Die entscheidende Frage: Wie präzise ist die Körperfettmessung? Um es kurz zu machen: Das Feature ist komplett unbrauchbar. Mein Körperfettanteil beträgt derzeit etwa 15,6%. Das weiß ich, weil ich das mit einer Fettzange (Fat Caliper) für weniger als 10€ gemessen habe. Die Withings hat am ersten Tag nach drei Messungen (15,0%, 14,9%, 15,1%) etwa 15% erfasst. Nicht schlecht, was? Tja, am nächsten Tag hat die Withings einen Körperfettanteil von über 18% angezeigt. Im Klartext: Ich habe laut Waage innerhalb von 24 Stunden mehr als 2kg Fettgewebe zugenommen und das obwohl mein Körpergewicht leicht gesunken ist. Das so etwas aus rein biologischer Sicht überhaupt nicht möglich ist, sollte jedem klar sein. Am dritten Tag hab ich plötzlich 1kg Fett verloren und Gewicht zugenommen und so weiter. Es ist einfach nur lächerlich. Fazit: Spart euch das Geld! Die Withings Body+ ist nicht geeignet, um den Körperfettanteil zu erfassen. Punkt. Sie kostet 100€. Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist dementsprechend eine Katastrophe. Dazu kommt die App mit ihrer dreisten Datensammelwut. Mein Tipp: Kauft euch eine vernünftige Personenwaage ohne diesen ganzen Schnickschnack für maximal 30 Euro und dazu eine Körperfettzange für maximal 10 Euro. Schaut euch Videos auf YouTube an, wie man so eine Zange benutzt. Damit seid ihr präziser und vor allen Dingen auch schneller unterwegs Die Withings Body+ braucht nämlich für die Erfassung des Körperfettanteils länger als ich mit einer Zange und im Gegensatz zur Withings ist mein Ergebnis dann nicht im Zufallsgenerator entstanden.